Gerade in unserer hektischen Überflussgesellschaft, bei der wir ständig und überall von Nahrungsangeboten umgeben sind, ist das Fastenwandern eine gute Möglichkeit sich auf das Wesentliche zurückzubesinnen und auf die wahren Bedürfnisse des Körpers einzugehen.
Das Fastenwandern vereint den bewussten Verzicht auf feste Nahrung mit der Bewegung an der frischen Luft und einem Naturerlebnis, das wir in unserem Alltag meist vermissen.
Einer der ersten Wissenschaftler, der sich mit dem Fastenwandern auf empirische Weise auseinandergesetzt hat, war der schwedische Zahnarzt Lennart Edrén. Er war der Meinung, dass das Fastenwandern für den Körper ungefährlich sei und ihn sogar leistungsfähiger machen würde.
Um diese Behauptung zu beweisen, legte er 1953 in einem Selbstversuch über einen Zeitraum täglich 50 Kilometer zurück und verzichtete dabei komplett auf Nahrung, er nahm lediglich reines Quellwasser zu sich.
Die positiven Erfahrungen, die er damit machte, wollte er mit anderen teilen und so machte er sich mit einer kleinen Gruppe von Leuten ein Jahr später auf einen 500 Kilometer langen Fußmarsch von Göteborg nach Stockholm.
Während der 10-tägigen Wanderung gab es keine feste Nahrung, sondern Obst- und Gemüsesäfte und reines Wasser als Verpflegung. Dieses wissenschaftliche Experiment der körperlichen Betätigung ohne Nahrungszufuhr zeigte, dass es den Teilnehmern nicht geschadet hatte, sondern ganz im Gegenteil, einen revitalisierenden Effekt auf ihre Körper hatte.
1964 führte Dr. Otto Aly, der schon beim ersten Marsch dabei gewesen war, den Versuch noch einmal aus. Mit einem ähnlich positiven Resümee. Trotzdem wurde diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Öffentlichkeit wenig Beachtung geschenkt und sie wurden als „alternativ“ abgetan.
Erst in den frühen 80er Jahren als Christoph Michl, ein deutscher Theologe, in seinem Buch „Fastenaktionen – Hungermärsche“ über seine Fasten-Erfahrungen berichtete und damit zum Fernseh-Gesundheitsmagazin „Die Sprechstunde“ mit Frau Dr. Schäfer-Kühnemann eingeladen wurde, erlangte das Fastenwandern wieder mehr Popularität.
1987 gründete Michl einen Fasten-Wander-Verein, um Gleichgesinnten und Interessierten eine Plattform zu bieten, die gebündelte Informationen zu diesem Thema liefert.
Die meisten Gruppen-Fastenwandertouren sind auf eine Woche ausgelegt. Sie unterscheiden sind in der Größe der Gruppe, der Geländeschwierigkeit und den durchschnittlichen Tageskilometern. Je nach Anbieter erstrecken sich die täglichen Wanderungen über Entfernungen von acht bis 25 Kilometern.
Ähnlich wie beim Heilfasten beginnt die Fastenzeit beim Fastenwandern mit einer Entlastungsphase, in der einige Tage vorher nur leichtverdauliches Obst und Gemüse gegessen wird. Eine Darmleerung mit Glaubersalz sollte vorab schon zu Hause durchgeführt werden. Während der Fastenwanderung werden ausschließlich Wasser, Kräutertees oder Obst- und Gemüsesäfte getrunken.
Nach der Wanderung, beim Einkehren, gibt es meist eine warme Gemüsebrühe. Auch die Aufbautage nach der Fastenwanderungswoche sind sehr wichtig. Dabei sollte nicht gleich der Schweinebraten auf den Tisch kommen. Eher sollte man bewusst mit etwas Obst und Gemüse anfangen, damit sich der Körper Stück für Stück wieder ans Essen gewöhnen kann.
Zwar wird dem Fasten eine gesundende Wirkung bei vielerlei Krankheiten zugeschrieben, aber generell sollten nur gesunde Menschen Fastenwandern. In jedem Fall ist es wichtig, vor Beginn des Fastens beim Arzt einen gründlichen Gesundheitscheck durchführen lassen, um abzuklären ob es im individuellen Fall der Gesundheit dienlich ist.
Unter einigen Umständen, wie in der Schwangerschaft, bei Schilddrüsenüberfunktion, bei Durchblutungsstörungen und bei Typ-1-Diabetis sollte das Fastenwandern unterlassen werden. Ärzte raten auch Kindern unter 10 Jahren vom Fasten ab, da sie sich im Wachstum befinden und wichtige Nährstoffe während der Fastenzeit fehlen. Menschen mit psychischen Krankheiten sollten ihren Arzt befragen, bevor sie fasten.Mal abgesehen vom Gesundheitsaspekt, ist das Fasten in allen Religionen – ob im Christentum, Islam, Buddhismus, Judentum oder der Orthodoxen Kirche – ein fester Bestandteil des Jahreszyklus. Der Inhalt dieses Fastens besteht darin, dass der Gläubige sich durch das Fasten wieder mehr auf seinen Glauben konzentrieren und Gott näherkommen kann.
Nichtreligiöse Menschen fasten aber auch aus vielen anderen Gründen: um abzunehmen, um den Körper zu entschlacken, um Krankheiten wie Neurodermitis, Rheuma, Gicht oder Arthrose zu lindern, um ihre Ernährung umzustellen oder einfach um zu entspannen und neue Energie für den Alltag zu tanken. Dennoch betrachten viele das Fastenwandern nicht nur als eine körperliche, sondern auch als eine geistige „Reinigung“, bei der sie sich von den Ablenkungen und Zwängen des Alltags befreien, um sich auf das Wesentliche zurückzubesinnen und eine innere Freiheit zu erlangen.
Das Fasten ist generell keine impulsive, sondern eine bewusste Entscheidung sich mehr mit seiner Ernährung und seinem Körper auseinanderzusetzen. Die Kombination mit dem Wandern ermöglicht es, sich für diese bewusste Handlung aus dem Alltagstrubel zurückziehen und in der Natur zur Ruhe kommen.
Fasten auf Wanderschaft, bedeutet auch viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Bei SportScheck findest du das richtige Equipment.