Neopren ist der Markenname für einen synthetischen Kautschuk. Für die Verwendung in einem Schwimm- Tauch- oder Surfanzug wird das Material bei der Produktion aufgeschäumt. Die eingeschlossenen winzigen Gasbläschen machen es wärmeisolierend. Durch eine weitere Gewebeschicht aus Nylon oder Lycra wird der Anzug widerstandsfähiger. Die verschiedenen Teile werden bei der Produktion meist auf Stoß verklebt.
Trockenanzug für kalte Gewässer
Für sehr kalte Gewässer gibt es sogenannte Trockenanzüge, die, wie der Name schon sagt, kein Wasser nach innen lassen. Die meisten im Wassersport gebräuchlichen Neoprenanzüge füllen sich beim Eintauchen mehr oder weniger stark mit Wasser. Der Anzug verhindert allerdings eine Zirkulation und eine Verdunstung direkt auf der Haut. Dadurch hat man es dennoch über oder unter Wasser immer schön warm.
Für welches Modell du dich entscheidest, hängt von den klimatischen Bedingungen und natürlich von der Sportart ab, die du ausüben willst.
Kraulschwimmer profitieren zum Beispiel von einem Anzug, der an Beinen, Hüften und am Bauch 5 Millimeter dick ist, im Schulterbereich hingegen nur 1 bis 3 Millimeter. Damit kommen sie höher aus dem Wasser und haben Bewegungsfreiheit für den Armzug. Fürs Brustschwimmen ist zu viel Auftrieb an den Beinen dagegen eher hinderlich.
Stand-up-Paddler sind mit einem ärmellosen Long John gut beraten. Er wärmt am Rumpf und an den Beinen, Schulter und Arme bleiben frei – denn sie sollen ja die Hauptarbeit leisten.
Neoprenanzüge für Surfer und Windsurfer müssen ganz unterschiedlichen Bedingungen klarkommen. Je nach Wassertemperatur, muss der passende Neoprenanzug gewählt werden. Das geht vom Shorty bis hin zum 5mm-6mm dicken Neoprenanzug mit Haube.
Beim Tauchen ist die Wärmeisolation sehr wichtig. Je tiefer der Tauchgang, desto kälter das Wasser – und während der Dekompression kann man eben nicht einfach auftauchen, wenn es zu kalt wird. Der Anzug schützt zusätzlich vor Berührungen mit unangenehmen Meeresbewohnern wie der Würfelqualle oder der Portugiesischen Galeere. Aber auch hier kann zu viel Auftrieb schaden: Tauchlehrer erzählen immer wieder genüsslich die Geschichte von Schülern, die wegen allzu dicker Neoprenbeschichtung trotz zweier Bleigürtel wie ein Korken an der Oberfläche treiben. Bei der Auswahl sollte man sich also unbedingt persönlich beraten lassen.
Wassertemperatur und entsprechende Dicke des Neoprenanzugs:
Temperatur unter 3 Grad:- Neopren-Dicke: 6/5mm, 7mm
Temperatur 4-7 Grad:
- Neopren-Dicke: 5/4mm, 6/5mm
Temperatur 8-11 Grad:
- Neopren-Dicke: 4/3mm, 5/4mm
Temperatur 12-17 Grad:
- Neopren-Dicke: 3/2mm, 4/2mm
Temperatur 18-20 Grad:
- Neopren-Dicke: 2mm, Neo
Temperatur 21-25 Grad:
- Neopren-Dicke: 1mm, Neo
Temperatur 26 + Grad
- Neopren-Dicke: Lycra
So geht’s:
- Schritt 1: Den Anzug komplett auf links drehen (für Leute ohne Näherfahrung: Das heißt von innen nach außen umstülpen). Der Reißverschluss muss dabei nach hinten zeigen. Dann steigst du erst einmal mit einem Fuß hinein. Auch das ist in der Praxis oft nicht ganz so einfach wie es sich anhört. Wenn der Fuß partout nicht hineinrutschen will, hilft ein Trick: einfach eine Plastiktüte überziehen. Deren glatte Außenseite gleitet gut über das Material.
- Schritt 2: Nun ziehst du den Anzug mit der Innenseite bis über das Knie hoch und machst dasselbe mit dem anderen Fuß. Weiter geht es langsam aber sicher bis zur Hüfte. Am besten arbeitest du dich dabei Zentimeter für Zentimeter hoch, bis alles auch im Schritt schön eng sitzt.
- Schritt 3: Nun sind die Ärmel an der Reihe. Auch hier kann der Plastiktüten-Überzieher die Sache erheblich erleichtern. Nun die Ärmel bis unter die Achseln hochziehen. Dann über die Schultern, Reißverschluss zu – geschafft.
Das Anziehen kann auch bei geübten Wassersportlern schon mal zehn Minuten oder länger dauern. Also immer mit der Ruhe. Denn der Anzug muss wirklich faltenfrei und ohne Luftblasen sitzen. Am Halsausschnitt solltest du dich mit etwas Hautschutzcreme einreiben. Die dichtet besser ab und schützt vor Scheuerstellen.
Wer Schritt eins bis drei in umgekehrter Reihenfolge angeht, kommt auch gut wieder aus dem Neoprenanzug heraus.
Und was drunter anziehen?
Viel diskutiert wird die Frage nach der richtigen „Unterbekleidung“. Im Falle eines Trockenanzugs kann das durchaus Funktionswäsche sein. So mancher Purist trägt seinen Anzug ohne etwas drunter – mit Vertrauen in die Reißfestigkeit. Die meisten steigen aber mit normaler Bademode ein. Weite, lange Badeshorts sind dabei weniger optimal, da sie unter dem Anzug störende Falten werfen. Am besten ist man mit einer gut sitzenden, elastischen Badehose beraten, mit einem Bikini oder Badeanzug ohne auftragende Nähte oder Verschlüsse.
In regelmäßigen Abständen braucht es dann auch eine gründlichere Wäsche. Dazu gibt es im Fachhandel spezielle Neopren-Waschmittel. Eine Handwäsche, zum Beispiel in der Badewanne, ist bestimmt das Beste fürs Material. Viele Wassersportler stecken den Neoprenanzug auch einfach in die Waschmaschine, zum Beispiel im schonenden Wollwaschgang – natürlich ohne Schleudern. Im Zweifel gilt aber immer die Pflegeanleitung auf dem Etikett oder in der beiliegenden Anleitung. Auch wichtig: Neopren verträgt keine hohen Temperaturen, deshalb nicht wärmer als 30 Grad waschen – und natürlich nicht in den Wäschetrockner geben.
Auch eine dünne Wäscheleine kann ihre Spuren an einem Neoprenanzug hinterlassen, wenn er vollgesogen daran hängt. Das gute Stück trocknet am besten auf einem breiten Kleiderbügel – und im Schatten, denn UV-Strahlung greift das Material an. Auf dem Bügel übersteht der Anzug die Winterpause, am liebsten bei gleichmäßiger Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Im Winter ist auch Zeit für kleinere Reparaturen. Wegen einer kleinen aufgegangenen Naht oder eines Löchleins braucht man den Anzug nicht wegzuwerfen. Im Fachhandel gibt es spezielle Neopren-Kleber, mit denen sich so manches Malheur ungeschehen machen lässt.
Das flexible Gewebe dankt es mit guten Isolationseigenschaften. Und nicht zuletzt setzt es einen trainierten Body gut in Szene. Ein wenig Geduld braucht man schon beim Einsteigen, aber die Zeit sollte man sich wirklich nehmen – nicht zuletzt als kontemplative Vorbereitung auf das „nasse“ Vergnügen, egal ob auf oder unter dem Wasser.